Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit

Von: Anja Treus und Jakob Viehoff
Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit 

Prof. Dr. Sigrid Kannengießer und Tim Wessels 

Der Fokus des Workshops „Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit“ lag auf den sozial-ökologischen Folgen automatisierter Kommunikation und Künstlicher Intelligenz. In einer klaren und direkten Auseinandersetzung mit dem Thema stellte Prof. Dr. Sigrid Kannengießer vom Institut für Kommunikationswissenschaft Münster, unterstützt durch Tim Wessels (ebenfalls IfK Münster), die facettenreichen Probleme dieses Themenfeldes dar. Im Anschluss diskutierten die Workshopteilnehmenden in interaktiven Elementen über mögliche Folgen sowie Herausforderungen der KI in ökologischen, ökonomischen und sozialen Bereichen. 

  

Die Phänomene künstlicher Intelligenz und automatisierter Kommunikation setzen zum einen negative sozial-ökologische Folgen von Digitalisierung und Datafizierung fort, zum anderen erschaffen sie aber auch neue Probleme. Vom Abbau der benötigten Ressourcen in zum Teil menschenverachtenden Verhältnissen, der Entsorgung von großen Mengen an ersetzter Hardware, über die Arbeitsbedingungen im Training der Systeme - beispielsweise durch sogenannte Clickworker - bis hin zur ethischen Grundlage bei der Entwicklung neuer Künstlicher Intelligenzen. 

  

Die beteiligten Akteure sind nicht nur die großen Anbieter wie Google oder OpenAI. Es gibt auch deutlich erkennbare wirtschaftliche Akteure, die KI nutzen und fördern, indem sie Produktionssteigerungen versprechen. Die Erstellung der Trainingsdatensätze spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Je nachdem, wer die KI mit Informationen versorgt, trägt diese Person oder Organisation auch die Verantwortung für mögliche soziale Auswirkungen wie systematische Diskriminierung oder politische Überwachung. Die Nutzer selbst sind ebenfalls aktive Akteure bei der Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen. Sie treffen oft Entscheidungen darüber, welche Systeme erfolgreich sind, welche sich auf dem Markt etablieren und wie sie mit den Systemen im sozialen Kontext umgehen. Gleichzeitig sind sie von möglichen Arbeitsplatzverlusten betroffen, die als ernsthafte Konsequenz der versprochenen Effizienzsteigerung betrachtet werden müssen. 

  

Doch Prof. Dr. Sigrid Kannengießer zeigte in ihrem Workshop nicht nur die dunklen Seiten und Gefahren von KI-Systemen auf. Durch vorgeschlagene Lösungsansätze und der Möglichkeit, diese in frei wählbaren Diskussionsrunden zu bearbeiten, entstanden neue Ideen und Sichtweisen auf eben diese Probleme. Beispielsweise könnte man KI-Systeme in einen Open Source Kontext bringen und so die Entwicklung und Hintergründe der Systeme offenlegen. Ebenso könnten die Datensätze, die zum Training der Systeme genutzt werden, unter öffentlicher Hand verwaltet und nach klaren ethischen Richtlinien erstellt werden.  

Um gegen soziale Ängste anzugehen, könnten die Systeme mehr als das Werkzeug gesehen werden, sodass Menschen lernen sich die Funktionen im Joballtag zu eigen zu machen, statt Angst vor der Ersetzung durch KI zu haben. Es ist dabei vongrundlegender Bedeutung, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Abbau und der Verarbeitung von Ressourcen auf praktischer und menschenrechtlicher Ebene zu führen. Dieser Schritt ist nicht nur ökonomisch und ökologisch relevant, sondern auch von sozialer Bedeutung für die Nachhaltigkeit von KI-Systemen. 

 

Der Artikel ist im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Universität Münster entstanden.