Von: Lara Maria Burghoff
Marktmonopole vs. Gemeinwohlökonomie
Tobias Daur hat in seinem Workshop „Marktmonopolisierung vs. Gemeinwohlökonomie“ die Perspektiven beider Wirtschaftssysteme gegenübergestellt und anhand praktischer Beispiele das Nachhaltigkeitsproblem der Digitalisierung erklärt. Im Anschluss daran wurde aufgezeigt, welche Maßnahmen die Gemeinwohlökonomie zur Lösung des Problems vorsieht.
Der Opener des Workshops war ein interaktives Gedankenexperiment, bei dem die Zuhörer:innen Rahmenbedingungen für ein gutes Leben zusammengetragen und im Anschluss beurteilt haben, welche davon Digitalisierung benötigen. Die Antwort fiel klar aus: Keines der genannten Themen (Sicherheit, Frieden, Gesundheit, Freundschaft, Freiheit, uvm.) benötigen zwingend Digitalisierung. Lediglich unterstützend könne die Digitalisierung einen positiven Nutzen für die Gesellschaft haben, indem sie beispielsweise den Zugang zu neuen Räumen erleichtere und durch Orts- und Kapitalunabhängigkeit demokratiefördernd wirke.
Auf der negativen Seite bringe die Digitalisierung erhebliche Probleme wie Diskriminierung, Polarisierung und die Förderung kolonialer Machtstrukturen und Monopole mit sich.
Tobias Daur hat das Nachhaltigkeitsproblem des steigenden Energieverbrauchs und folglich des ökologischen Fußabdrucks, der mit der fortschreitenden Digitalisierung einhergeht, beleuchtet. Die rasante Zunahme digitaler Technologien wie Rechenzentren, Cloud-Dienste und IoT-Geräte führe zu einem erheblichen Anstieg des Energiebedarfs und somit zu einer unterschätzten, aber gravierenden Belastung für die Umwelt. Angesichts dieser Entwicklungen sei die Gemeinwohlökonomie eine vernünftige Alternative zum aktuellen System, welches um jeden Preis auf Wachstum aus sei und den Planeten zerstöre.
Da es sich um ein globales Problem handle, sei praktisch jeder betroffen und leiste durch persönliche Nutzungsgewohnheiten und Konsumverhalten einen Beitrag. Strukturell in der Verantwortung stehe die Politik, die durch Gesetze verbindliche Rahmenbedingungen festlegt, unter denen Organisationen handeln. Unternehmen, insbesondere solche, die digitale Infrastrukturen bereitstellen, sollten die Kosten, welche die Allgemeinheit trägt, in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Dazu gehören beispielsweise die „big five“ Technologieriesen (Amazon, Google, Meta, Microsoft und Apple), Rechenzentrumsbetreiber und Telekommunikationsunternehmen.
Die Gemeinwohlökonomie analysiert anhand eigener Gemeinwohlindikatoren den gesellschaftlichen „Preis“ eines Produktes und ermittelt auf dieser Grundlage die Preissetzung. Folglich wäre ein aus China importiertes Kleidungsstück teurer, als ein fair und vor Ort produziertes.
Das Zitat von Hans Jonas aus „Das Prinzip Verantwortung“ aus dem Jahr 1979 bringt den Kerngedanken der Gemeinwohlökonomie gut auf den Punkt und ist auch vierzig Jahre später aktuell, wie nie: »Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.«
Vielen Dank an Tobias Daur für die interessanten Einblicke und nachhaltigen Denkanstöße!
Der Artikel ist im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Universität Münster entstanden.